Digitale Partizipation – es braucht die Zusammenarbeit der Kantone
Der DigiPart-Index erfasst auf einer Skala von 0 bis 100, inwiefern es in den Kantonen der Schweiz möglich ist, sich digital an politischen Prozessen zu beteiligen. Im dritten Jahr seiner Erhebung bleibt der Durchschnittswert über alle Kantone hinweg relativ tief. Zum dritten Mal in Folge unterscheiden sich Spitzenkanton und Schlusslicht um Faktor zehn. Während sich in den Kantonen in der Schlussgruppe in den vergangenen drei Jahren in Sachen digitale Teilhabe nur wenig getan hat, kam es in der Spitzengruppe dieses Jahr zu einer weiteren Steigerung. Das liegt unter anderem an der Wiedereinführung von e-Voting.
Digitale Formen der politischen Teilhabe wie e-Voting oder Online-Umfragen ergänzen schweizweit zunehmend herkömmlichen Formen wie Wahlzettel und gedrucktes Formular. Das entspricht der digitalen Lebenswelt immer breiterer Bevölkerungskreise. Ein interdisziplinäres Forschungsteam erhebt deshalb für die Schweiz einen Index, der digitale politische Partizipation erfasst und die digitalen Mitwirkungsmöglichkeiten in den Kantonen vergleichbar abbildet. Der Index wird in einem standardisierten Wertebereich erfasst. Die Werte für den DigiPart-Index Schweiz reichen von 0 bis 100 Punkten und umfassen die Dimensionen «Meinungsbildung», «Mitwirkung» und «Entscheiden».
Zunehmende Unterschiede zwischen den Kantonen
Auch im dritten Jahr der Erhebung des DigiPart-Index sind die Unterschiede zwischen den Kantonen beträchtlich und haben sogar leicht zugenommen. Erzielt wurden minimal 6 bis maximal 58 Punkte. Der Mittelwert beträgt 33 Punkte. Tendenziell finden sich kleinere ländliche Kantone in der Schlussgruppe und bieten nur sehr beschränkt Instrumente für die digitale politische Partizipation. Aber auch in der Spitzengruppe gibt es Spielraum für weitere Entwicklung, besonders im Bereich der e-Anliegen, wo es momentan nur private Plattformen wie beispielsweise «petitio» oder «weCollect» gibt.
DigiPart-Index Schweiz: Werte für alle Kantone der Schweiz auf einer Skala von 0-100 für die Jahre 2021 bis 2023.
Während die Spitzenkantone im hohen mittleren Wertebereich des DigiPart-Index sind, ist es in den Kantonen der Schlussgruppe in den vergangenen drei Jahren nur zu wenig Veränderung gekommen. Angesichts solch grosser Unterschiede ist Vorsicht geboten, dass die kleineren und an Ressourcen schwächeren Kantone nicht abgehängt werden. Beispielsweise, indem die (technische) Zusammenarbeit zwischen den Kantonen verstärkt wird und so kleinere Kantone vom Know-how der grösseren Kantone profitieren können. Ausser im Bereich «eAnliegen» sind denn auch bereits technische Lösungen vorhanden in den einzelnen Kantonen. Durch gegenseitiges Lernen könnten diese auch in anderen Kantonen zur Anwendung kommen. In der kleinräumigen und mehrsprachigen Schweiz ist eine solche Zusammenarbeit vor allem auch mit Blick auf die Zukunft relevant. Das zeigt die rasante Entwicklung neuer Software wie etwa ChatGPT. Derartige Entwicklungen werden das Feld der politischen Teilhabe in digitaler Form beeinflussen.
Beteiligte Institutionen
Das Forschungsteam besteht aus Mitgliedern des Zentrums für Demokratie Aarau (ZDA), des Procivis Think Tanks und des Instituts für Kommunikation und öffentliche Ordnung sowie des Instituts für digitale Technologien der Kommunikation der Università della Svizzera italiana. Der Index wird jährlich aufdatiert. Bericht und Datensätze sind auf der Projekt-Webseite abrufbar.
Medienmitteilung auf Französisch, Italienisch und Englisch
Medienanfragen
Deutsch: Uwe Serdült, uwe.serdult@zda.uzh.ch, +41 79 818 68 48 oder
Gabriel Hofmann, hofmann@zda.uzh.ch, +41 78 922 21 77
Französisch: Marine Benli-Trichet, marinecharlotte.trichet@zda.uzh.ch, +41 76 574 27 06
Italienisch: Anna Picco-Schwendener, anna.picco.schwendener@usi.ch, +41 76 439 94 96
Englisch: Costa Vayenas, vayenas@procivis.ch, +41 79 700 70 00
Die Untersuchung
Costa Vayenas, Marine Benli-Trichet, Gabriel Hofmann, Stefan Kalberer, Anna Picco-Schwendener Uwe Serdült, Jean-Patrick Villeneuve und Jonas Wüthrich (2023): DigiPartIndex Schweiz 2023. Aarau, Zürich und Lugano Zentrum für Demokratie Aarau (ZDA), Procivis Think Tank und Università della Svizzera italiana (USI). Download
Über das Projekt
Der DigiPartIndex Schweiz erlaubt es, den Stand und die Entwicklung der Möglichkeiten der digitalen politischen Partizipation für die Kantone der Schweiz zu messen und zu vergleichen. Der DigiPartIndex international ist in der Pilotphase und erlaubt den Vergleich von Ländern. Das Projekt wird vom Programm «Digitalisierung + Gesellschaft» der Stiftung Mercator Schweiz gefördert.
Über das Zentrum für Demokratie Aarau (ZDA)
Das Zentrum für Demokratie Aarau ist ein wissenschaftliches Forschungszentrum, das von der Universität Zürich, der Fachhochschule Nordwestschweiz, vom Kanton Aargau und von der Stadt Aarau getragen wird. Es betreibt Grundlagenforschung und befasst sich mit aktuellen Fragen zur Demokratie – regional, in der Schweiz und weltweit. Webseite
Über den Procivis Think Tank
Die Aufgabe des Procivis Think Tanks besteht darin, die Auswirkungen digitaler Technologien auf die Demokratie zu untersuchen und einen Beitrag zur Entwicklung innovativer Lösungen im Hinblick auf die Digitalisierung von Dienstleistungen im öffentlichen Sektor und der Demokratie zu leisten. Webseite
Über das Institut für Kommunikation und öffentliche Ordnung und das Institut für digitale Technologien der Kommunikation der Università della Svizzera italiana
Das Institut für Kommunikation und öffentliche Ordnung und das Institut für Digitale Technologien der Kommunikation sind Forschungszentren der Università della Svizzera italiana in Lugano. Ihre Forschungsaktivitäten liegen an der Schnittstelle von Kommunikation, Staatsbürgerschaft und Technologie und haben zum Ziel, konzeptionelle Theorien mit praktischen Anwendungen zu verknüpfen. Webseite